JapanerInnen schwimmen, tauchen, surfen und SUPen (Stand-Up Paddeling) sozusagen nie im Meer! Und schon gar nicht „sünnele“. (Weisse Haut gilt als Schönheits- und Wohlstandsmerkmal; so sehen wir bei Sonnenschein häufig Menschen mit Schirmen um den blassen Teint zu erhalten ;-). Auch Wellenreiten sehen wir nicht und , wie auch schon auf unserer letzten Reise, haben wir nie ein einziges Segelschiff gesehen!

 

Und gleich muss ich mich etwas korrigieren (im Sinne von "wenn man vom Teufel spricht, ...) , weil ich gerade vom Fenster aus ein kleines Grüppchen SUPs und Kajaks sehe und da wir seit unserer Ankunft in Japan die Gajin (=alle Personen, die nicht Japaner sind) an einer Hand zählen können, müssen dies folglich JapanerInnen sein.

 

Wassersport in Japan: Langsam, wie in den Schweizer Bergen vor ziemlich genau 100 Jahren, entsteht eine Bewegung hin zu Wassersportarten und damit zu Badedestinationen in Japan, welche durch ausländische Touristen angefacht wurde und weiterhin wird (falls sie denn endlich wieder kommen können, die Westler). So bieten seit den letzten 20 Jahren vermehrt bevorzugte Lagen Strandtourismus an. Die riesigen Hotelkasten, welche in Meeresnähe gebaut werden, dürfen aber nicht täuschen: hier guckt man das Meer von Innen an, sozusagen als meditative Kulisse, also nicht um Nahe beim Badestrand zu sein und auch hier gilt: Garten- oder Terassensitzplätze gibt es nicht – Essen und Trinken findet in Innenräumen statt.

Noch immer gilt das Meer als Bedrohung und wird quasi ausschliesslich zum Fischen genutzt.

Das hat zur Folge, dass die Küste nicht gänzlich zugebaut ist, wie etwa in Belgien, Spanien am, sondern nur wenige, dafür aber teilweise umso hässlichere Hotelkasten, sehr wenige Ferienhaussiedlungen oder Bungalows und damit zugebaute Uferabschnitte gibt. 

Wassersport bleibt also eine Ausnahme, wenn man Fischen davon ausnimmt. Und: die offizielle Badesaison in Japan wird ab Mitte Juli eröffnet (das Meer wird in mit einem spezifischen Ritual geweiht um Badeunfälle zu verhüten und endet abrupt am 16. August mit Schulferienende).

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Da wir, wie oben erwähnt, sozusagen die einzigen Touristen sind, haben wir überhaupt kein Problem eine Unterkunft zu finden. Meist sind wir die einzigen Gäste. Nur bei grossen Hotels stossen wir auf japanische Reisende, welche aber in der Regel nur für 1-2 Tage verreisen, denn noch immer beziehen die meisten JapanerInnen ihre Ferien und Freitage höchstens bis zur Hälfte…

 

Alt versus neu: Japanische Gasthäuser und Hotels

Da wir ganz gerne in traditionellen Häusern übernachten, gehören schlafen auf Futons, niedere Tische (Essen auf den Knien geht von Tag zu Tag etwas besser, ausweichen in Schneidersitz ist erlaubt ;-) und Fische zum Frühstück mit dazu.

Ein traditionelles Frühstück besteht aus einem gekochten Fisch, Misosuppe mit kleinen Tofuwürfeln, Nattō (https://de.wikipedia.org/wiki/Nattō = vergorene Bohnen für Gajin unessbar, etwa so ungeniessbar wie die Boudin blanc in Frankreich), sauer eingelegte Pflaume (ein Stück, nicht mehr und nicht weniger), manchmal ein ca 3x2 cm langes Tofustück, weisser Reis und japanischen Tee, also Grüntee oder Bancha. 

Die traditionellen Häuser haben eine unglaublich angenehme Atmosphäre und laden zum Verweilen ein. Das ist mit ein Grund, weshalb wir diese Gasthäuser so gut mögen. Ausserdem gibt es viele Kleine, welche es durch ihre Privatheit ermöglichen mit den Besitzern ein paar Worte zu wechseln, falls sie etwas Englisch sprechen, was leider sehr selten der Fall ist.

Ihr grosser Nachteil: man hört alles, was im Nebenraum oder auf der Strasse geschieht, als wäre es im eigenen Zimmer und damit einher: die Aussentemperatur ist gleichzeit die Innentemperatur. Also nix von Lärm- oder Wärmeisolation! Gar nix!!!

Um zu kühlen oder zu heizen wird die Klimakiste angestellt, leider verpufft die meiste Energie nach Draussen, da die Papierwände, resp einfachverglasten Fenster keinen Isolationswert haben.
Da es landauf landab keine andere Kühl- bezw. Heizform gibt verbraucht Japan Unmengen von Strom. Ausser den vielen Solarpanels ist aber noch kein Ansatz zum Umdenken (Isolation und/oder andere Heizmethoden) sichtbar.

Nichtsdestotrotz mögen wir diese Gashäuser sehr und aktuell sind die Temperaturen so, dass wir weder zu heizen noch zu kühlen brauchen. Und da die JapanerInnen zur Ruhe und Rücksichtnahme von Geburt an erzogen sind, ist nach 22:00 totale Ruhe angesagt, selbst die Unterhaltungen im eigenen Raum finden nur noch im Flüstermodus statt und dies halten selbst junge trinkfeste Männer ein (so geschehen bei Nagoya).

Es bleiben also nur noch die Aussengeräusche, wie Autos (keine Motorräder! siehe unten) oder Meeresrauschen.

Die Fotos Links und Mitte habe ich in einem kleinen Gästehaus aufgenommen. Das Foto ganz rechts stammt aus unserem Zimmer in einem Hotelkasten; ist doch ganz gemütlich, oder etwa nicht?

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Das bringt mich zu einem Exkurs über ein Transportmittel, das ich ganz vergessen hatte: 

 

Das Motorrad

Obwohl wir mit Motorrädern Japan verbinden, namentlich Yamaha, Suzuki, Kawasaki, Honda und wie sie alle heissen, sehen und hören wir diese, selbst in grossen Städten wie Tokyo oder Nagoya sozusagen nie.

Wie ich mich kundig gemacht habe ist es die Summe von vielen einzelnen Massnahmen, welche zur massiven Reduktion der Motorräder in den letzten 20 Jahren  geführt hat. Hohe Steuern und Versicherungenprämien, teure Parkplätze, gesetzliche Normen zu Bremssystemen und Sicherheitsmassnahmen haben alle dazu beigetragen, dass diese "Krawallöfen" oder "Harakiri" (um einen einschlägigen deutschen Ausdruck für japanische Motorräder zu verwenden) kaum mehr gefahren werden – sie sind mittlerweile so selten auf Japans Strassen wie Schweizer Touristen ;-)

 

Hotelkasten 

Sowohl in den Städten, als auch am Meer sieht man die überdimensionierten Hotelklötze. Von Aussen sind sie meist hässlich und stillos. Im Innern sind sie zum Glück sehr häufig gut gestaltet und teilweise sogar ganz gemütlich. In jedem Fall sind sie funktional und in einem gutem Preis-Leistungsverhältnis.

(Und überall, wirklich überall wo wir Räume betreten (Restaurants. Läden, Gashäuser, Hotels, Museen, etc wird die Körpertemperatur der Besucher und Gäste gemessen, die Hände desinfiziert und immer, immer, immer die Maske getragen.)

 

Was wir aber nicht verstehen: Weshalb wird in Japan bei Vielem grossen Wert auf Ästhetik gelegt und bei anderen Dingen überhaupt nicht.

Teegeschirr, Wohnungseinrichtungen, Geschenke, Kleider, kleine Dinge des Alltags werden bis ins Detail konzipiert und überbieten sich in Rafinesse, im Gegenteil, aber Raumplanung im Sinne von Rücksichtnahme auf Natur, Umwelt und äussere Aspekte spielen anscheinend keine oder zumindest eine untergeordnete Rolle.

Schwer nachzuvollziehen, aber wohl dem japanischen Pragmatismus geschuldet?!?

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Gemeinsam ist allen Übernachtungstypen folgende Zutaten:

Yukata (=baumwollener Kimono) zum Schlafen. Man geht damit auch ins öffentliche Bad und in den Frühstücksraum. Schlappen für den Innenbereich, man zieht ja selbst in Museen und Restaurants die Schuhe aus – in Hotels zumindest im Eingangsbereich des eigenen Zimmers, in kleinen Gasthäusern gleich nach der Haustür. 

Ein Säckchen mit Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm oder Bürste, Rasierer, und Tuch für auf den Kopf im Bad, damit der Schweiss nicht ins Badewasser tropft, stehen immer bereit, dazu Badtücher, Seife, Shampoo, Haarlotion und Bodylotion zur freien Verfügung.

Ausserdem stehen immer ein Wasserkocher, Teegeschirr und Teebeutel, meist eine Kochplatte und ein Mikrowellenherd, meist auch eine Waschmaschine inklusive Waschmittel im Zimmer. 

Die Waschmaschine ist ein eigenes Thema! Mit dem Handy und Googleübersetzung kommen wir recht gut zu Gang, doch eine Eigenheit der JapanerInnen ist es, dass die Wäsche, wenn auch täglich (!), so doch lediglich bei 40 C wäscht. Viele Maschinen lassen sich gar nicht wärmer stellen. Hm, also meine Hosen sind damit nicht sauber geworden :-(

Links das Set im Hotel und weil manche gewünscht haben zu sehen, wie ein Yukata aussieht (Frauenfarbe ist immer rot, Männerfarbe immer blau; das gilt auch für Toiletten- oder Badeeingang). Rechts das japanische Frühstück im Hotel.

seit Corona sit Zimmerservice für Frühstück und Abendessen zur Norm geworden.

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Darüber hinaus verfügen manche über ein eigenes Onsen, alle über eine vertiefte Badewanne, alle über ein supermodernes WC mit allem drum und dran, inklusive die ominösen WC-Schlappen, d.h. rutschige und in der Regel hässliche Chinaware, welche ich nie benutze (es sieht mich ja niemand), JapanerInnen aber offensichtlich immer benutzen.

 

Nach unserem Aufenthalt am Meer sind wir anschliessend ins Landesinnere Richtung Nagoya gefahren.

Unser GPS: das war eine der heftigsten Autobahnauffahrt-und Abfahrt bei Nagoya (Dieter hat dies bravourös gemeistert, 🎩 (=Chapeau!) Rechts: unkompliziertes Izakaya in Nagoya, mit Vertiefung unter dem Tisch. So ist es doch etwas bequemer, selbst für JapanerInnen  ;-) https://de.wikipedia.org/wiki/Izakaya

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Dabei haben wir die gut erhaltenen Strohdach-Siedlungen in Shirakawa, Suganuma und Gokayama in den Bergen besichtigt. Zwei kleine Dörfer sind noch ganz intakt und belebt, das grösste Dorf hat eher den Charakter vom Ballenberg und ist sehr touristisch. Interessant waren dennoch alle, da diese Häuser ohne einen einzigen Nagel gebaut wurden und die letzten 400 Jahre nahezu unbeschadet überstanden haben (einzelne teilweise auch im alten Stil renoviert). Dies ist für Japan eine absolute Seltenheit, denn Erdbeben, Taifune, Tsunami, Hangrutsch, Vulkane und was die Natur sonst noch alles aufbieten kann, haben nahezu in allen Regionen sukzessive alle alten Häuser zerstört, so dass zB bei alten Tempeln eigentlich immer nur das Grundmodell und einzelnen wenige Balken wirklich alt sind.

Haus in den Bergen und noch ein Foto eines Museums ausserhalb Kanazawas und einem erdbebensicheren Hochhaus in Nagoya von Nikken Sekkei

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